Orchideen pflegen

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Es ist bei Orchideen nicht unbedingt wichtig zu wissen um welche Art es sich handelt, die gepflegt werden sollte. Viel mehr muss einem klar sein, dass Orchideen sich von den anderen Zimmerpflanzen nahezu komplett unterscheiden.

Denn im Gegensatz zu den gewöhnlichen Zimmerpflanzen wachsen die meisten Orchideen, welche wir bei uns auf der Fensterbank kultivieren epiphytisch.

Auf dieser Seite halte ich mich eher allgemein und gehe nicht direkt auf Gattungen und Arten sein, dass wird auf den folgenden Seiten passieren und macht auch nur so im Grunde Sinn.

Was bedeutet es ein Epiphyt zu sein?

Grundlegend bedeutet es, dass man zum einen eine gute Aussicht auf die Welt hat, denn meist wächst man auf hohen Bäumen. Doch diese exponierte Lage wird dadurch erkauft, dass eine strenge Diät eingehalten werden muss, schließlich ist der Weg zum nächsten Supermarkt sehr umständlich, also nutzt man was der aktuelle Ort zu bieten hat.

Im Grunde sind epithetisch wachsende Orchideen Selbstversorger, denn sie leben von Luft, Wasser und dem was gelegentlich abfällt. Im Gegensatz zu einigen Behauptungen, dass Aufsitzerpflanzen, also Epiphyten, Schmarozer sein sollen, stimmt das nicht. Aufsitzer sitzen wie der Reiter auf dem Pferd. Habt Ihr schon mal einen Reiter gesehen, der während des Ausritts sein Pferd gegessen hat? Ich jedenfalls nicht.

Für uns als Gärtner bedeutet das, dass wir genau darauf aufpassen müssen was wir den Pflanzen bieten. Auch beim Gedanken Wasser ist Vorsicht geboten, seit vielen Jahrzehnten ist immer wieder zu hören, dass ein Schnapsglas Wasser der Pflanze reicht. Selbst so wenig Wasser kann für einige Arten im Winter schaden, nicht weil es zu wenig ist, sondern zu viel. Der Hintergrund ist, dass es einige Orchideen gibt, die eine ausgeprägte Ruhephase benötigen und durchleben müssen, wo auch nur ein Tropen zu viel dafür sorgen kann, dass die Pflanze zum Beispiel durch Fäulnis schaden nehmen kann.

Nicht alle Orchideen wachsen auf Bäumen

Neben der guten Aussicht, die so ein hoher Baum bietet, bevorzugen manche Arten es jedoch bodenständiger zu leben. Die terrestrisch wachsenden Arten will ich in einem anderen Artikel genauer behandeln, denn in gewisser Weiße nehmen sie es nicht so locker mit dem Substrat.

Lockerer nehmen es die lithophytisch wachsenden Orchideenarten. Denn auf und zwischen Felsen wachsend ist schon eher mit epiphytisch wachsend zu vergleichen. So ein Fels ist zwar deutlich mineralischer als ein organischer Baum, dennoch sind die Bedingungen wesentlich vergleichbarer. Selbst in der Art der Kultur bei uns auf der Fensterbank finden sich hier die meisten Überschneidungen. Daher kann diese Wuchsform durchaus hier im allgemeinen Artikel mit der epiphytischen gleichgesetzt werden.

Ein Schnapsglas in Ehren

Dann gibt es noch genau das komplette Gegenteil.

Das Orchideen Extremsituationen lieben, vergleichbar mit einem Extremsportler, dass sollte nun bekannt sein. Doch auch wenn Ihr nun wisst, dass oft weniger Wasser mehr ist, bekommen andere Orchideen wiederum nicht genug davon. Denn während sich der überwiegende Teil auf den Bäumen tummelt, wachsen andere wieder an Orten wo Wassermangel kein Problem ist. Denn wo Wasser in Strömen Bäche und Wasserfälle hinunterströmen machen es sich einzelne Arten gemütlich. Sie verlangen regelrecht nach dem erfrischenden Nass. Dort geht es also, wenn wir den Vergleich mit dem Schnapsglas ziehen, eher zu wie auf dem Oktoberfest. Es bekommen einzelne den Hals eben nicht voll genug.

Was mache ich im Urlaub mit meinen Orchideen

Ab in den Urlaub und davor nochmals gießen. Mehr ist es an sich nicht. Sicher hast Du dich schon gefragt, was man mit seinen Orchideen machen soll, wenn man in den Urlaub geht. Denn sie sind so anspruchsvoll.

Das stimmt nur bedingt und nur bei den wirklich extremen Kandidaten, die täglich besprüht und umsorgt werden wollen, außer man hat die technischen Vorrichtungen, damit alles von alleine abläuft. Das Thema Urlaub ist für die meisten im stationären Handel erhältlichen Orchideen überhaupt gar kein Problem. Ich selbst war schon mehrere Tage weg und hatte die Orchideen draußen auf der Terrasse sich selbst überlassen. Klar mache ich mir dann auch Gedanken, doch wirklich geschadet hat es bisher noch keiner Orchidee. Denkt immer dran, am Naturstandort schaut auch keiner nach ob etwas gemacht werden muss.

Im Übrigen könntet ihr bei zum Beispiel Phalaenopsis für bis zu sechs Wochen in Urlaub gehen und die Orchidee würde ohne zu Gießen das ganze unbeschadet überstehen.

Auf die Temperatur kommt es an

Der überwiegende Teil der Orchideen, welche wir bei uns kultivieren kommt aus Regionen, die im Vergleich zu Deutschland meist deutlich wärmer sind. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Temperaturen am Ursprungsort immer konstant sind.

Auch wenn die meisten im Handel erhältlichen Orchideen so gezüchtet wurden, dass sie sich auf der Fensterbank leicht pflegen lassen. So haben sie dennoch die ursprünglichen Gene enthalten.

Es ist also nicht verwunderlich, wenn es gerade bei den Naturformen einzelne Arten gibt, die sich nicht grundlegender unterscheiden könnten. Das wirst Du auch bei einem Besuch eine Orchideengärtnerei feststellen, denn bereits beim betreten der einzelnen Gewächshäuser wirst du merken, dass die Temperaturen und Bedingungen kaum unterschiedlicher sein können.

Bei Orchideen unterscheidet man in kühl (10 – 16 °C), temperiert (16 – 20 °C), warm (20 – 24 °C), kühl – temperiert (12 – 18 °C) und temperiert – warm (18 – 22 °C).

Ihr seht wie auch hier wieder, dass die Unterschiede nicht größer sein könnten. Diese Temperaturvielfalt von 10° bis über 20° hat aber den großen Vorteil, dass Ihr für Eure Bedingungen die geschickteste Auswahl treffen könnt. Wenn ihr also wisst, dass es bei Euch einfach nie kälter also 20°C sein wird, dann könnt ihr diesen Pflegefehler auch gar nicht machen. Oder würdet Ihr gerne dauerhaft zu kalt wohnen wollen?

Ein guter Orchideengärtner gibt die Pflegebedingungen bei der jeweiligen Orchidee mit an.

Schaut mal bei Orchideen Wichmann im Shop dort habe ich die Infos von oben nämlich heraus geholt. Klick einfach auf die nachfolgenden Links und Ihr seht welche Pflanzen es dort aktuell für den jeweiligen Temperaturbereich gibt.

  1. kühl (10 – 16 °C)
  2. temperiert (16 – 20 °C)
  3. warm (20 – 24 °C)
  4. kühl – temperiert (12 – 18 °C)
  5. temperiert – warm (18 – 22 °C)

Eine Frage des Lichts

Oft hört und liest man, dass Orchideen praktisch kaum Licht benötigen. Ihr habt es schon vermutet, so ganz richtig ist es nicht. Die meisten kommen zwar mit sehr wenig Licht zurecht, bilden dann jedoch deutlich größere Blätter aus und entwickeln sich mehr oder weniger gut. Doch der richtige Mix zur entsprechenden Lebensphase und Jahreszeit ist entscheidend.

Auch hier bediene ich mich einmal der Aufteilung vom Shop von Orchideen Wichmann um Euch das Thema etwas zu erläutern.

  1. heller Standort
    Unter einem hellen Standort verstehen wir durchaus auch vollsonnige Standorte. Hier finden sich vor Allem Orchideen mit harten und festen Blättern. Dazu zählen unter Anderem Vanda, Cattleya, Laelia und einzelne Dendrobium. Typische Südfensterlage. Hinter Fenstern, falls nicht im Sommer draußen kultiviert werden kann, empfiehlt sich gerade im Sommer bei klarem Himmel einen Vorhang oder Sonnenschutz zu nutzen. Die Verbrennungsgefahr ist selbst bei den härtesten Arten sehr groß.
  2. halbschattig
    Unter halbschattig verstehen wir Standorte die entweder bei Sonnenauf- oder untergang Licht abbekommen. Volle Sonne ist zu vermeiden. In diesem Bereich fühlt sich der Großteil der Orchideen wohl. West- oder Ostfenster werden die meisten zu Hause haben. Im Sommer, wenn die Sonne sehr kräftig scheint, sollte schattiert werden. Mit einem halbschattigen Standort könnt Ihr aus den Vollen schöpfen, denn praktisch alle Orchideen aus dem normalen Gartenhandel fühlen sich hier gut aufgehoben. Egal ob Phalenopsis, Odontoglossum, Oncidium, Dendrobium oder Zygopetalum.
  3. schattig
    Die Schattenseite der Orchideenwelt ist nicht so farblos, wie man denken mag. Denn hier tummeln sich Genossen, wo man gar nicht so viel Blütenpracht vermuten würden und doch sind es die Diamanten in den dunklen Ecken. Hier finden sich neben Bulbophyllum und Coelogyne, zum Beispiel auch Masdevallia, welche mit ihren kräftigen Farben zu überzeugen wissen.
  4. hell – halbschatt
    Es gibt natürlich auch wieder Übergangsformen, die für unterschiedliche Standorte geeignet sind. Dies liegt einfach an der Flexibilität der Art, die sich sagt, warum sollte ich mich nur auf einen Ort beschränken, wenn ein anderer mit einem Kompromiss insgesamt gesehen dennoch besser ist.
  5. halbschattig – schattig
    Das was in Punkt 4 steht gilt hier ebenso.

Ohne Moos nix los

Diesen Eindruck könnte man schon erlangen, wenn man eine frisch importierte Orchidee oder noch relativ junge in die Hände bekommt. Der Großteil wird in der Tat in Sphagnum Moos kultiviert und großgezogen. Doch Moos alleine ist nicht alles. Ok so ganz richtig ist es nicht, denn der Großteil der epiphytisch wachsenden Orchideen hat einen klaren Vorteil, wenn Moos wächst, wo die Orchideen sich befindet. Denn Moos speichert Feuchtigkeit und diese benötigt die Orchideen selbst und kann so davon profitieren.

Doch Moos ist deutlich kostspieliger als andere Substrate und daher bot es sich an neue Wege zu gehen. Das gängigste Substrat besteht aus Pinienrinde. Diese Rinde stammt meist von Pinien aus dem Mittelmeerraum. Diese Substrate werden oft mit zusätzlichen Füllstoffen ergänzt dazu zählen unter Anderem Sphagnum-Moos, Weißtorf, Kokosfaser, Blähton, Perlit oder Kork. Seit vielen Jahren muss ich sagen, dass reine Rinde meist völlig ausreicht. Richtig ist, dass reine Rinde, wenn sie noch ganz frisch ist, sehr wenig Wasser hält und entsprechend öfter gegossen werden muss. Gleichzeitig verdichtet das Substrat jedoch deutlich langsamer, was bei enthaltenen Füllstoffen sehr viel schneller abläuft. Der Hintergrund ist, dass die Füllstoffe sich sehr viel schneller zersetzen, so auch deutlich mehr Nährstoffe und anderes freisetzen, dass schnell dazu führt, dass das Substrat gewechselt werden muss. Mit der richtigen Kulturführung ist jedoch der Einsatz von reiner Rinde sehr einfach und auch bestens Urlaub geeignet.

Es gibt jedoch auch Substrate, die einfach mal alle guten Eigenschaften in einem Produkt vereinen. Die Firma Colomi Minerals hat so ein Produkt entwickelt. Es bleibt über Jahre locker, versorgt Eure Orchidee mit den wichtigen Nährstoffen und ist zu dem noch dekorativ. Mehr dazu findet Ihr in diesem Artikel >>

Die Mischung machts

Ein ganz wichtiger Punkt ist die richtige Mischung aller genannten Punkte, denn Eure Orchidee hat nichts davon, wenn Sie nur einen der erforderlichen Bedingungen zu Verfügung gestellt bekommt. Stimmt die richtige Wassermenge, sollte auch die Temperatur dazu passen. Zu viel Wasser ist bei kühlen Bedingungen schlecht, zu wenig Wasser bei zu heißen ebenfalls. Auf der anderen Seite kann eben genau das der entscheidende Grund sein, warum gerade diese Art bei Euch besser wachsen würde als eine andere.

Genauso sollte auch die richtige Lichtmenge zur Jahreszeit passen. Sobald die Orchideen in ihre Ruhephase übergehen ist ein Standort mit weniger Licht zwar möglich, er sollte aber auch nicht zu dunkel sein. Ebenfalls würde eine Pflanze bei zu viel Licht auch nicht sehr zur Ruhe kommen. Auch wenn Schattig vom Gedanken eher mit Kühl verknüpft wird, denn Sonnenstrahlen sind meist wärmer und deshalb stellt man sich in den kühlen Schatten. Ist es durchaus so, dass in den ursprünglichen Standorten die Temperaturen durchaus höher liegen und somit diese Schatten anders zu bewerten sind als die bei uns vorkommenden.

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