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Erkenntnisse der letzten Monate und durch die Reise in die Regen-/Nebelwälder Mittelamerikas, Teil 1.

Vergangenes Jahr 2022 wollte ich endlich wieder mit der Pflege von Cattleya Orchideen beginnen. Diese Orchideen-Gattung finde ich persönlich viel spannender als Phalaenopsis. Wobei ich zugeben muss, wenn ich den Platz und die Möglichkeiten hätte, würde ich mir direkt 100 meiner favorisierten Phalaenopsis Hybriden ins Haus stellen und mich jedes Mal über eine neue Blüte freuen.


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Doch soweit ist es bisher noch nicht, dass ich so eine verrückte Idee mit Orchideenhobby.de umsetzen kann. Aber das können wir zusammen ja schaffen. Daher gerne diesen Artikel und generell mein Projekt an Eure Lieblingsmenschen teilen.

Beginnen wir einmal mit dem Thema sympodial wachsende Orchideen und Probleme bei der Kultur im OrchiTop.

Als ich letztes Jahr mit der Kultur von Cattleya in Colomi begonnen habe, hatte ich ein paar Punkte völlig ignoriert. Orchideen mit Bulben sind anders als Orchideen, die eintriebig und „nur“ aus Blättern bestehen.
Gut, da hätte ich auch früher drauf kommen können, doch ich war im Eifer des Gefechts geblendet von der eigenen Sucht nach Pflanzen. Anders kann ich es nicht ausdrücken. Diese Erkenntnis traf mich in Mittelamerika, als ich sah, wie die Orchideen dort wachsen.

Auf dem Weg zum Monteverde

Wir saßen gerade im Mietwagen und fuhren zu unserem größeren Ziel auf der Reise, dem biologischen Reservat Monteverde. Laut den Beschreibungen diverser Reiseempfehlungen waren wir zur trockensten Jahreszeit unterwegs, die zwischen Januar und April liegen soll. Wir waren Ende Januar unterwegs, sollte somit passen.

Über 750 Baumarten und 500 Orchideenarten, welche in diesem Reservat vorkommen sollen, ließen zu hoffen, dass ich hier auf die ersten botanischen Entdeckungen stoßen werden.

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Als wir gerade an den Baumaßnahmen für den Ausbau der aktuellen Route vorbeifuhren, kam mir der Gedanke. So also schaut massive Regenwald-Abholzung aus. Gut, beim Thema Straßenausbau, sind wir hier im eigenen Land auch nicht besser. Ob das jetzt ein tropischer Baum oder eine deutsche Eiche, das macht es auch nicht besser.

Siehe auch  Orchideen Pflegekalender

An den Bäumen neben der Straße fiel mir immer wieder auf, was das doch für große Bäume sind. Außerdem achtete ich mittlerweile verstärkt darauf, ob und was auf diesen Bäumen wächst. Denn bereits bei der ersten Sichtung von Epiphyten auf den Bäumen hatte es mich gepackt.

Während der Fahrt zum Monteverde hatte ich mir die Zeit mit dem Fotografieren der schicken Trucks vertrieben. Das war auch gut so, denn für den folgenden Moment hatte ich die Kamera griffbereit. Wir führen mit rund 80 km/h an zahlreichen Bäumen vorbei, als mir in einem Baum rosa blühende Orchideen aufgefallen sind. Intuitiv richtete ich die Kamera Richtung Baum und lies sich einfach machen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass innerhalb dieser hektischen Aktion überhaupt etwas zu sehen sein wird.

Ein Bild stach deutlich hervor, auch wenn es natürlich unter diesen Bedingungen kein Meisterwerk war.

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Zu Viel Wasser Im Orchitop 15

Diese Sichtung machte wieder alles klar, was ich bisher bezüglich Orchideen und der Pflege von Cattleya wusste und dennoch vergangenes Jahr versemmelt hatte.

Als wir unterwegs waren, hatte es draußen keine Wolke am Himmel, die Temperatur lag weit über 30 °C und wir waren froh eine Klimaanlage im Auto zu haben.

Für diese Orchideen auf dem Baum bedeuten diese Bedingungen, dass sie die Momente, wenn es regnet, voll auskosten müssen. Denn sobald die Sonne wieder übernimmt, heißt es ausharren und auf neuen Regen hoffen. In dieser Zeit kann nur das bisschen Moos und die schattigen Bereiche unter den Blättern, sowie zwischen den Bulben und Wurzeln für etwas Feuchtigkeit und Abkühlung sorgen. Vor allem an solchen Tagen, wie als wir unterwegs waren, kann von Regen nicht oft die Rede sein.

„Wie bereits erwähnt, wir waren zur Trockenzeit unterwegs. Doch wir waren noch nicht am Ziel der Erkenntnis.“

Langsam und stetig ging es den Berg hinauf. Monteverde verteilt sich auf Höhen zwischen 1300 und 1700 m. Für solche Regionen ist es typisch, dass sich die Wolken stauen und es häufiger regnet als in der Ebene. Mit jedem Meter, denn wir höher waren, konnten wir immer mehr Wolken entdecken. Hier und da fielen bereits erste Tropfen, auch wenn die Sonne immer noch dominierte, war klar was kommt.

Siehe auch  Phalaenopsis mariae

Als wir am Monteverde ankamen und unsere Unterkunft bezogen, änderte sich das Wetter radikal. An den Tagen, als wir dort waren, regnete es zwar nicht durchgehend, aber immer wieder. Eigentlich ja doch, die ganze Zeit und doch irgendwie wieder nicht. Wirklich verrückt, wenn eine Wolke nach der anderen durch geblasen wird. Selbst die Einwohner sagten, dass schon lang nicht mehr so ein Wetter hatte. Es hat gestürmt, gerechnet und alle mussten sich warm anziehen. Gut, dass wir die langen Klamotten mitgenommen hatten. Von über 30 °C bisher ging es auf 12 °C runter und das mit Regen.

Wahnsinn.

Am nächsten Morgen sind wir direkt in den kleinen Orchideengarten gegangen, damit wir uns einmal informieren können.

Dort entdeckte ich direkt auch die Orchidee, welche ich auf dem Weg nach Monteverde entdeckt hatte.

Laelia rubescens ist eine Orchidee, welche heiß bis kühl kultiviert wird und in Höhen bis 1700 m vorkommt. Sie wächst auf Bäumen in exponierten Lagen und widersteht dort stundenlang der Sonne.

Sie ist wahrlich eine Überlebenskämpferin und verdeutlicht genau die Botschaft, welche ich Euch näherbringen will. Diese Orchidee, welche sich sicher über Wasser freut, muss Phasen absoluter Hitze ertragen, wo es über Stunden kein Wasser gibt.

Bezüglich der Kultur von Cattleya Orchideen im OrchiTop und damit auch Colomi. Sollte daher verständlich sein, dass zu viel Wasser im Untersetzer absolut gefährlich ist für diese Orchidee.

Auch wenn sich diese Orchideen sehr über Wasser freuen, dann ist es nach dem Regen auch wieder gut, wenn alles an der Pflanze abtrocknen kann. Laelia rubescens wurde im Orchideengarten geschützt im Gewächshaus gepflegt, gerade, dass es ihr nicht zu nass und zu kalt wird.

Siehe auch  Dendrobium lowii

Orchideen in der Natur haben ein optimal angepassten Wasserhaushalt, der ebenso angepasst durch das Wetter wieder aufgefüllt oder geleert wird. Ebenso besitzen diese Orchideen die Möglichkeit, längere Phase mit zu viel oder zu wenig Wasser zu überstehen.

Was wir allerdings auf der Fensterbank im getopften Zustand nicht optimal schaffen, ist diese Bedingungen 1:1 zu bieten. Für eine Kultur im OrchiTop, empfehle ich daher den Untersetzer wegzulassen. Auch eine Kultur in der Glasvase ist sehr kritisch zu betrachten, denn hier kann der Wasserüberschuss nicht einfach abfließen, sondern sammelt sich am Boden der Vase.

Am Naturstandort regnet es immer wieder und die Orchidee wird dadurch auch über den Tag gesehen, immer wieder nass. Doch bedeutet es nicht, dass wir die Orchidee bei uns am Fenster über den Tag gesehen auch immer wieder besprühen oder tauchen müssen. Denn anders als bei uns am Fenster, sind die Pflanzen in ihrer Heimart Wind und Sonne ausgesetzt, sodass die Orchideen im Wechsel mal nass, dann wieder trocken, wieder nass und wieder trocken sind.

Wir hingegen sollten die Abstände zwischen den Gießvorgängen deutlich verlängern, den Wasserabfluss erhöhen und für Luftbewegung sorgen.

Diese Punkte müssen wir vor allem im Winter berücksichtigen, denn dann befinden sich diese Orchideen meist in der Ruhephase und können Wasser überhaupt nicht gebrauchen. Das Risiko für Fäulnis ist dann extrem groß. Daher am besten gar nicht gießen und warten bis der neue Spross, eine Blüte oder neue Wurzeln wachsen.

Einpflanzen bzw. umtopfen sollten wir Cattleya und Co. auch immer erst dann, wenn neues Wurzelwachstum erkennbar ist.

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